31. Dezember 2012
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Konsum in die Luft böllern!
Ihr kennt es doch sicherlich auch: Das Jahr ist um und dies möchten Verwandte, Freund*innen und Nachbar*innen mit einer großen Menge an Silvesterknallern feiern. Riesenböller, XXL-Knaller, Mega-Böller und Feuerorgeln seien dieses Jahr besonders im Trend lesen wir in den verschiedenen Zeitungen! Da sollten wir uns doch mal die Frage stellen, wer diese Knaller herstellt – immerhin werden 12.000 (1) Tonnen an Feuerwerkskörpern in die Luft geschossen!
Sozial verträglich?
Ein wichtiger Hersteller ist die Firma “COMET”. Das Pyrotechnikunternehmen “COMET” gehörte bis 2004 dem Rüstungskonzern “Diehl” an, die in der Vergangenheit mehrfach für ihre Herstellung von Streubomben kritisiert (2) wurde. Heute gehört das Unternehmen “COMET” zu einer der größten Unternehmensgruppen “Li & Fung” an. In einem Artikel des Spiegels heißt es:
“Die Firma sorgt sogar dafür, dass der westliche Auftraggeber vor peinlichen Anklagen von Menschenrechtsorganisationen sicher ist, indem sie die Fabriken vor Ort in Sachen Sicherheit und Arbeitsschutz überprüft.” (3)
Im selben Artikel wird auch auf die fragwürdige Unternehmensphilosophie aufmerksam gemacht:
“Wie die richtigen Knöpfe (Philippinen) zum idealen Jeansstoff (Vietnam) mit den besten Reißverschlüssen (Kambodscha) kommen und welche Firma das Ganze am billigsten und zuverlässigsten zusammennäht – Li & Fung kriegt’s raus.” (3)
Beachtung der Menschenrechte am Arbeitsplatz, welches mit der möglichst billigsten Produktion in Einklang gebracht wird ist fragwürdig! Weitere recherchen untermauern diese Vermutung:
“Li & Fung” arbeitet unteranderem mit dem Sportkleidungshersteller “Kappa” zusammen, der eine äußerst fragwürde Auffassung von Arbeitnehmer*innenrechten vertritt:
“Der Kodex besagt, dass alle Beschäftigten mit dem Kodex vertraut sein müssen. Werden Verstöße festgestellt, sollen dem Kodex entsprechend, in den Zulieferbetrieben Inspektionen und korrigierende Maßnahmen durchgeführt werden. Die für diesen Bericht zusammengetragenen Erkenntnisse weisen jedoch auf unwürdige Arbeitsbedingungen in für Kappa produzierenden chinesischen und türkischen Fabriken hin. Dazu gehören Entlassungsdrohungen für aktive Gewerkschafter, Zwangs-Überstunden während der Hochsaison von mehr als acht Stunden über die normale Tagesarbeitszeit hinaus. Außerdem werden Beschäftigte durch die Unternehmensleitung in den Zulieferbetrieben daran gehindert, während der Hochsaison zu kündigen. Arbeitnehmerinnen berichteten, dass sie über die Existenz eines Verhaltenskodizes über Arbeitsrechte nicht informiert seien.” (4)
Silvesterknaller werden nur einmal im Jahr verkauft. Daher werden die Herstellungsbedingungen kaum hinterfragt. Allerdings scheint auch hier Kinderarbeit und mangelhafter Schutz der ArbeitnehmerInnen (5) wie so oft an der Tagesordnung zu sein.
Wir kaufen eventuell hier in Deutschland “nur” Silvesterböller, jedoch ist unsere Welt vernetzt und somit auch die Herstellung von einzelnen Produkten.
Das Beispiel vom Pyrotechnikhersteller “COMET” zeigt uns, wie einfach gewisse Herstellungsbedingungen tuschiert werden können, indem die Verantwortung für menschenwürdige Arbeitsplätze weitergegeben wird!
Umweltverträglich?
Doch nicht nur die Herstellungsbedingungen sind schockierend. Auch die Auswirkungen auf die Umwelt sollten uns zu denken geben.
In der Silvesternacht werden allein durch Böller und anderes Feuerwerk 2300Tonnen CO2 freigesetzt (6).
Diese Menge stößt ein Kleinwagen aus, wenn er 23.000.000 (in Worten: dreiundzwanzig Millionen)km fährt. Dies entspricht rund 575 Erdumrundungen.
Jeder kennt die Rauchschwaden die dem Feuerwerk folgen. Sie bestehen aus Chemikalien und Feinstaub in extrem hohen Konzentrationen. An einer
Messstation in einem Bonner Wohngebiet wurde eine Erhöhung der Feinstaubkonzentration um das 6300fache gemessen (140 Gramm pro Kubikmeter Luft statt normal 22 Mikrogramm). Auch giftige Chemikalien, die zur Färbung der Flammen genutzt werden, gelangen durch das Feuerwerk in die Luft. Dazu gehören unter anderem Blei, Barium und Chrom, sowie Stick- und Schwefeloxide. Bei einer Untersuchung von Schnee vor und nach dem Jahreswechsel 2007/2008 fanden Wissenschaftler der TU Wien eine 600fach erhöhte Konzentration (3,4 Gramm/Kilogramm) von wasserlöslichen Bariumsalzen nach dem Feuerwerk. Barium kann beim Einatmen Asthmaanfälle und Muskelschwäche auslösen. Je nach Verbindung ist eine Bariummenge von 1-15Gramm für einen erwachsenen Menschen tödlich.
Im weiteren ist darauf aufmerksam zu machen, dass auch nicht vollständig abgebrannte Silvesterknaller eine Gefahr für Mensch und unsere Umwelt darstellt:
So bleiben die Chemikalien in der Umwelt und können von Tieren gefressen, oder durch Regen ins Grunwasser gespült werden.
“Ja” zu einem unbedachten Konsum?
Brauchen wir den Konsum von Silvesterknallern? Wenn Familien im Durchschnitt 20 € für Silvesterböller ausgeben, fragen wir uns, wieso diese Summe sinnlos verballert wird! Natürlich sollten wir das Jahresende mit Genuß und Spaß beenden – muss es jedoch mit umwelt- und sozialfeindlichen Silvesterknallern geschehen? Der Umsatz im Verkauf der Silversterböller steigt jedes Jahr um 10% (5) ! Afrika verdurstet unteranderem aufgrund des Klimawandels und wir sitzen hier fragend mit unseren Luxusproblemen,welche Böller wir nun kaufen sollten. Wie wäre es mal mit keinen Böllern?
Wir sind der Meinung, dass die Produktion und Verbrennung von Feuerwerk zahlreiche negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen hat. Dafür wird jedoch extrem viel Geld ausgegeben. Es gibt sinnvolleres als Euer Geld in den Himmel zu schießen, und dabei Menschen auszubeuten, giftige Chemikalien frei zu setzen und unser Klima aufzuheizen. Ihr könntet zum Beispiel für 20€ ein ganzes Jahr Mitgliedschaft in der Grünen Jugend verschenken! Oder ein Bio-Fair-Veganes Schokofondue genießen. Oder spendet das Geld an Hilfsorganisationen, um die Lebensbedingungen auf diesem einen Planeten zu verbessern. Oder kauft Euch ein Faires T-Shirt. Oder, oder, oder…
Wir wünschen Euch ein frohes Jahr 2013 und hoffen, dass wir Euch zum Nachdenken anregen konnten.
Firat und Sebastian
Der Text spiegelt unsere persönliche Meinung und nicht zwingend die Meinung der Grünen Jugend wieder.
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